In unser stressigen Welt und Gesellschaft, in der ich selbst immer wieder zwischen Beruf, Familie und persönlichen Verpflichtungen jongliere, ist es wirklich herausfordend, Momente der Ruhe und des Fokus zu finden. Ich bin sehr oft an und über meine Grenzen gegangen und habe mich mit dem Gedanken zermürbt, dass ich wohl die Einzige bin, die ihr Leben nicht auf die Reihe bekommt. Bei allen anderen sah es doch immer so perfekt aus…. Bis ich festgestellt habe, dass es doch sooo vielen Menschen ganz genau so geht und sie oft nur eine Fassade aufrecht erhalten.
Es hat eine ganze Weile und viele Umwege gebraucht, um eine Methode für mich zu finden, um wirklich mal aus meinem Kopfkarussel aussteigen zu können. Ein Tool, dass es mir erlaubt, mich wieder besser mir mir zu verbinden und welches auf effektive Weise ermöglicht, den Tag mit Klarheit zu beginnen: die Kunst des Atmens.
Diese Praxis ist nicht nur für erfahrene Achtsamkeitspraktizierende oder spirituelle Menschen geeignet, sondern auch für „ganz normale“ Interessierte, die neu in diesem Bereich sind. Ich habe selbst vor etwa 4 Jahren den Weg dorthin gefunden und bin mittlerweile so begeistert von den Möglichkeiten, dass ich selbst eine Weiterbildung zur Atemtrainerin mache. Besonders berufstätige Mütter, die den Spagat zwischen Karriere und Familie meistern, können von dieser Technik sehr profitieren, weswegen ich heute ein extra Kapitel hier eröffnen möchte.
Die Bedeutung des Atmens
Atmen ist weit mehr als nur ein physischer Prozess, der automatisch abläuft. Es ist ein kraftvolles Werkzeug, das dir hilft, dich zu entspannen, zu fokussieren und in stressigen Momenten Ruhe zu finden. Der Atem ist immer bei dir – vom Anfang des Lebens bis zu deinem Ende – und dazwischen begleiten dich etwa 650 Millionen Atemzüge, die dir bewusst machen dürfen: ICH LEBE. So viele Chancen, die du in verschiedensten Situationen ganz bewusst nutzen kannst: sei es vor einer wichtigen Präsentation, während einer hektischen Mittagspause, im Familientrubel mit den Kids oder abends, wenn der Kopf noch so voller Gedanken ist, dass dir schwer fällt einzuschlafen.
Warum bewusstes Atmen so wichtig ist
In stressigen Momenten neigen wir dazu, sehr flach und hektisch zu atmen. Diese unbewusste Reaktion signalisiert unserem Körper Alarmbereitschaft. Das Problem? Bleiben wir in diesem Zustand, fühlen wir uns dauerhaft gestresst, angespannt oder sogar ausgelaugt. Wenn wir uns permanent in so einem Modus befinden, kann es uns nach und nach in den Burnout treiben.
Die Kunst des bewussten Atmens lehrt uns, wie wir diesen Kreislauf durchbrechen und gezielt Ruhe und Gelassenheit in unser Leben bringen können.
Eine einfache Atemübung für mehr Balance
Das kohärente Atmen ist eine leicht umsetzbare Methode, die mit nur 3 mal täglich für 5 Minuten deiner kostbaren Zeit umsetzbar ist, um dein Nervensystem ins Gleichgewicht zu bringen. Es kann dir helfen, Stress, Ängste und sogar depressive Stimmungen zu reduzieren.
So funktioniert’s:
- Nimm eine bequeme Sitzhaltung ein:
Setze dich aufrecht auf einen Stuhl oder ein Sitzkissen, sodass du entspannt und stabil sitzt und deine Füße den Boden berühren. - Atme ausschließlich durch die Nase:
Während der gesamten Übung atmest du langsam und bewusst durch die Nase ein und aus. - Achte auf die Bewegung deines Brustkorbs:
Spüre, wie sich dein Brustkorb bei der Einatmung weitet, und beobachte die sanfte Bewegung beim Ausatmen. - Gleichmäßige Atemphasen:
- Atme sanft ein und lasse den Atem dabei ruhig fließen.
- Atme ebenso sanft wieder aus.
- Wichtig: Die Ein- und Ausatmung sollten gleich lang dauern.
- Starte mit einer einfachen Atemfolge:
- Atme für 5 Sekunden ein und anschließend für 5 Sekunden aus.
- Mache das für 5 Minuten.
- Steigere dich langsam:
- Wenn du dich wohlfühlst, verlängere die Atemphasen auf 6 Sekunden ein und 6 Sekunden aus (wieder 5 Minuten lang).
- Mit der Zeit kannst du auf bis zu 10 Sekunden pro Phase erhöhen.
- Finde am besten drei Zeitfenster für diese Übung und mache sie zu deiner neuen Routine – z.B. morgens, bevor die Kinder wach sind, mittags vor oder nach dem Essen und abends vor dem Zubettgehen. Wenn du dies eine Weile täglich praktiziert hast, wirst du die positiven Effekte deutlich spüren.
Der Fokus auf den Atem
Beim Atmen ist es wichtig, den Fokus auf das Einatmen zu legen und den Ausatem locker fließen zu lassen. Wenn du den beruhigenden Teil des Nervensystems, den Parasympathikus, aktivieren möchtest, lasse deinen Ausatem länger als den Einatem fließen. Dies kann besonders abends hilfreich sein, um schneller zur Ruhe zu kommen.
Atemarbeit im Alltag
Viele Menschen denken bei Atemarbeit an schnelle, aufregende Techniken. Doch es muss nicht immer ekstatisch sein. Atemübungen können auch in ganz kleinen, sanften Schritten helfen, deinen Umgang mit Stress zu verbessern und das ganz persönliche Stressfenster zu erweitern. Je häufiger du diese Übungen praktizierst, desto bewusster und effektiver kannst du sie anwenden und von ihren positiven Effekten profitieren.
Persönliche Erfahrungen und Tipps
Zu Beginn kann es sehr ungewohnt sein, sich nur auf den Atem zu konzentrieren und den Alltag auszublenden. Ich selbst habe lange gebraucht, um diese Praxis zu meistern und schaffe es im Familienwahnsinn auch nicht immer, konsequent dran zu bleiben. Dann bin ich mittlerweile aber milde mit mir und mache einfach am nächsten Tag weiter, anstatt komplett das Handtuch zu schmeißen (wie ich es früher sehr oft getan habe, wenn eine neue Routine nicht „funktionieren“ wollte). Was mir sehr dabei geholfen hat, sind angeleitete Atemübungen, zum Beispiel über YouTube-Videos oder Audioanleitungen bei Spotify und Co. Diese sind gerade für Anfänger oft einfacher zu Erlernen als z.B. Meditation, da sie einen klaren Fokus auf den Atem bieten. Du machst also nicht „nichts“, sondern konzentrierst dich auf den Atem. 🙂
Unterstützung durch Apps und Kurse
Es gibt so viele zahlreiche Ressourcen und mittlerweile auch sehr viele Breathwork Coaches oder Atemtrainer, die dich bei deiner Atempraxis unterstützen können. Es macht Sinn, sich vorab gut zu informieren, welches Angebot für dich passend ist. Ich selbst habe mich für eine Präsenz-Ausbildung entschieden, da ich die Qualität der Live-Erfahrung sehr schätze und diese für mich einfach nicht mit Onlinekursen zu ersetzen ist.
Ergänzend gibt es aber auch tolle digitale Angebote, um noch tiefer in die Praxis einzusteigen und verschiedenste Techniken und Stile kennenzulernen. Atem-Apps, die den Atemrhythmus vorgeben, sind ebenfalls eine simple und hilfreiche Möglichkeit, die Praxis zu vertiefen. Ich nutze hierfür z.B. die Breathing App (für IOs). Auch Yoga ist bekannt für die Integration von Atemtechniken in jede Pose. Geschulte Lehrer geben Anweisungen, wann ein- und ausgeatmet werden sollte, um die Bewegungen zu unterstützen.
Fazit
Die Kunst des Atmens ist ein wertvolles Werkzeug, das dir hilft, inmitten des Alltags Ruhe und Fokus zu finden. Es erfordert keine besonderen Vorkenntnisse und kann jederzeit und überall praktiziert werden. Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken und Erforschen!