Es ist so laut.
An jeder Ecke, ob nun im echten Leben, an der Supermarktkasse oder im Instagram-Feed, überall schreit es uns an: „KAUF MICH – JETZT – SOFORT!“ Die ständige Konfrontation mit Werbung kann extrem überwältigend und ermüdend sein – besonders für hochsensible, feinfühlige Menschen.
Immer und immer wieder müssen wir das kleine Kreuzchen klicken, um die Werbung abzuschalten, die uns doch an der nächsten Abbiegung wieder einholt. Diese fiese Stimme, die flüstert: „Pssstt… Bist du dir wirklich sicher, dass du mich nicht brauchst? Nur jetzt bin ich superdupermega günstig und deine Sorgen sind passé, wenn du dir ein Stück vom Glück erworben hast…“ Es ist eine Form der Manipulation, die viele von uns regelrecht verabscheuen. Umso schwieriger tun sich viele Selbständige damit, Marketing in ihr eigenes Unternehmen zu integrieren, weil es einen extrem schlechten Ruf hat.
Das Bedürfnis nach Werbefreiheit und die Sehnsucht nach Verbindungen
Viele Menschen, so auch ich, versuchen daher, ihre privaten Räume so werbefrei wie möglich zu halten. Das ist nicht nur für mich selbst wichtig, sondern auch zum Schutz meiner Kinder, die zunehmend in die digitale Welt eintauchen und dort aufdringlicher Werbung (und anderen unschönen Phänomenen unserer Zeit) ausgesetzt sind. Es ist eine echte Herausforderung, hier eine Balance zu finden, insbesondere wenn die Kinder anfangen, Smartphones zum Spielen oder für den Austausch mit Freunden zu entdecken.
Wie können wir es schaffen, vor lauter Ablenkungen noch eine echte Verbindung zu unserem Gegenüber herzustellen, ob im echten Leben oder auch digital? Solche Fragen beschäftigen mich immer wieder, besonders auch mit dem eigenen Anspruch, in der Elternrolle ein Vorbild für den Nachwuchs zu sein.
Mein persönlicher Widerspruch
Wie kann es also sein, dass jemand, der extrem konsumkritisch unterwegs ist und Werbung so sehr ablehnt wie ich, selbst seit über einem Jahrzehnt im Marketing tätig ist? Die Antwort ist überraschend einfach: Manchmal rutscht man einfach in etwas hinein und versucht dann, sein eigenes Ding daraus zu entwickeln, was sich stimmig und rund anfühlt. Ursprünglich wollte ich immer etwas mit Sprachen, was Soziales, Kunst oder Kultur machen, aber das Leben führte mich dann doch auf andere Wege. Mittlerweile bin ich tatsächlich ein Fan der E-Mail-Kommunikation geworden – allerdings auf meine ganz eigene Weise.
Zeit für Menschlichkeit im Marketing
Die Lösung für die Überflutung und Manipulation durch Werbung liegt für mich in der Menschlichkeit im Marketing. Statt den Kunden als bloße Zahlen und Klicks zu betrachten, sollten wir sie als Menschen sehen, mit echten Bedürfnissen und Wünschen. Echte Verbindungen und Authentizität sind der Schlüssel, um wirklich in eine nachhaltige Beziehung zu treten. Hier kommen ein paar Gründe, warum mehr Menschlichkeit im Marketing so wichtig ist:
Vertrauen und Loyalität aufbauen
Wenn Marketing menschlicher wird, baut es Vertrauen auf. Kunden spüren, wenn Marken ehrlich und authentisch sind, und das schafft eine tiefere Verbindung. Diese Verbundenheit führt zu Loyalität, die weit über den einmaligen Kauf hinausgehen kann. Menschen kaufen gerne von Marken und Personen, denen sie vertrauen und die ihre Werte teilen.
Emotionale Bindungen stärken
Marketing, das menschliche Elemente wie Geschichten, Emotionen und persönliche Erfahrungen integriert, schafft stärkere emotionale Bindungen. Diese Bindungen sind entscheidend, da sie die Kunden nicht nur rational, sondern auch emotional an die Marke binden. Ein Produkt oder eine Dienstleistung, die emotionale Resonanz erzeugt, bleibt länger im Gedächtnis.
Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung
Mehr Menschlichkeit im Marketing bedeutet auch, soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit ernst zu nehmen. Kunden legen zunehmend Wert auf ethisches Verhalten und umweltfreundliche Praktiken. Wenn Unternehmen diese Werte glaubwürdig vertreten und kommunizieren, stärkt das nicht nur ihre Marke, sondern trägt auch positiv zur Gesellschaft bei.
Langfristiger Erfolg statt kurzfristiger Gewinne
Aggressive Verkaufsstrategien mögen zwar kurzfristig Erfolge bringen, doch langfristig schaden sie oft dem Ruf der Marke. Ich habe das Game auch eine ganze Weile mitgespielt und weiß, wovon ich spreche. Menschliches Marketing allerdings setzt auf langfristige Beziehungen und nachhaltigen Erfolg. Es geht dabei darum, Kunden über Jahre hinweg zu begleiten und zu unterstützen, anstatt sie schnell zu einem Kauf zu drängen und dann zu vergessen.
Fazit: Die Zukunft des Marketings ist human und ethisch
In einer Welt, die von Werbung überflutet ist, sehnen sich Menschen nach Echtheit und Menschlichkeit. Marketing, das auf Vertrauen, emotionale Bindungen, soziale Verantwortung und langfristige Beziehungen setzt, wird in Zukunft erfolgreicher sein. Es ist an der Zeit, dass wir umdenken und den Menschen wieder in den Mittelpunkt unseres Marketings stellen. Denn nur so schaffen wir es, nicht nur gehört, sondern auch verstanden und geschätzt zu werden.